Information: wichtiger als Lebensmittel

Welche Rolle spielen Smartphones für Geflüchtete auf ihrer langen Reise in ein fremdes Land? Noor Nazrobi befragte afghanische Geflüchtete über ihre Smartphone-Nutzung. Im Talk "Smartphones, Lebensretter auf der Flucht: Relevanz und Nutzen von Smartphones auf den Fluchtwegen nach und in Deutschland" im Themen-Track "re:fugees" an Tag 2 hat er seine Verbesserungsideen vorgestellt.

"Ein Smartphone ist Teil der persönlichen Identität, die ich bei mir trage", betont Noor Nazrobi in der Session. Mit seiner Promotionsarbeit an der Universität Siegen wolle er die Informationsversorgung von Flüchtlingen erforschen und verbessern. Dabei vertritt er die These, die Information sei wichtiger als Lebensmittel, denn sie könne Entscheidungen beeinflussen, von denen das ganze Leben abhängt.

Wohin gehe ich als nächstes? Wem zahle ich Geld, um mich weiterzubringen? Geht es meiner Familie gut? All diese Fragen können mit dem Smartphone leichter geklärt werden. "Das Smartphone hilft, sich selbst zu helfen", betont Nazrobi. Schlepper würden die Situation der Flüchtlinge stärker ausnutzen, wenn die Flüchtlinge keine Möglichkeit haben, sich zu informieren. Außerdem trügen die meisten Flüchtlinge wenig Bargeld bei sich, um nicht ausgeraubt zu werden. Der Anruf nach Hause "Bitte schickt mir Geld" sichere das Überleben.

Aber nicht nur das: ein kleiner Blick auf ein Familienfoto, das Lieblingslied auf den Ohren, all das gebe Kraft für die anstrengende Reise. Auch nach der Ankunft in Deutschland können Smartphones viele Lebensbereiche Geflüchteter erleichtern. Mittels Chatgruppen sich wird in Heimen ausgetauscht, Kartendienste helfen bei der Orientierung. Trotzdem: Es besteht das Risiko, dass die Geflüchteten nur in ihrer eigenen Sprache kommunizieren und sich mit Hilfe des Smartphones in eine Parallelwelt zurückziehen.

Nazrobi will den App-Entwicklerinnen und Entwicklern mithilfe seiner Erkenntnisse Tipps geben, welche Funktionen gebraucht würden. Das Einzige, was er beklagt: "Die deutschen Behörden lehnen meine Befragungen in den Heimen und die Datenerhebung häufig ab. Sie blockieren damit wichtige Migrationsforschungsarbeit."

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