Ein wichtiges Thema, das die gesamte re:publica TEN durchzog, war die Betrachtung von #Hatespeech und die Frage, wie die Gesellschaft im Netz miteinander umgeht. Gemeinsam mit unseren SpeakerInnen wollten wir die Situation in Sessions analysieren und Wege aus der gefühlten Ausweglosigkeit (ver)suchen: Let’s make the internet great again!
Der Diskurs wirkt "kaputt": Einzelne oder ganze Gruppen werden "durchs Dorf getrieben" und nachgespült wird mit Bildmaterial jenseits des guten Geschmacks – wenn dieser Content nicht vorher von Clickworkern aussortiert wird, damit wir uns nicht weiter mit der Hölle aus Pixeln befassen müssen. Wir haben das Gefühl, dass obwohl das Internet doch eigentlich das Kommunikationsmedium ist (1!111), die Segmentierung schneller vorangetrieben wird als wir "Crowdfunding" sagen können. "Es hat sich ein Klima breitgemacht, in den Medien, in Talkshows und Demos – im Internet sowieso –, in dem wieder ungehemmt gehasst, gepöbelt, diskriminiert wird", sagte der Dramatiker Falk Richter im Oktober 2015 in einem Interview.
Das hat auch viel damit zu tun, wie Dialogkultur sich gewandelt hat. Wie formen wir uns eine soziale Sphäre? Es geht uns um ein besseres Verständnis der technischen Infrastrukturen, die einen wirklichen Austausch verhindern können. Wie ist die Meinungsfreiheit mit einem Internet zu vereinbaren, das klimatisch erträglich ist? Es geht es uns auch darum, wie wir mit bereits vorhandenen negativen Strömungen sowohl psychologisch als auch methodisch umgehen. Wir überlassen denjenigen die Bühne, über die sonst ge- und verurteilt wird, und haben ein Auge auf die Rolle der Blogs, des Journalismus, der Plattform-Provider, der Politik. Nicht zuletzt ging es uns auch um eine Nabelschau: Was können wir selbst ändern? Wir propagieren: Dialog statt Teufelskreis! Welche Strategien erscheinen aussichtsreich? re:publica-Veteran Friedemann Karig zog in seiner Session hierzu Parallelen zwischen Internet und Pubertät.
Weitere Programmhighlights unseres #Hatespeech-Schwerpunkts waren unter anderem: Heather Armstrong, prominente Bloggerin, stellte einen neuen Ansatz für den persönlichen Umgang mit verbalen Angriffen vor und die Journalistin Carolin Emcke gab einen Überblick über das Phänomen "organisierter Hass". Mit der Psychologie hinter den Fakes beschäftigte sich Ingrid Brodnig: Was treibt UserInnen dazu, Lügen zu verbreiten und was können wir dagegen tun? Ihr Vortrag gab Aufschluss dazu. Außerdem wurden Workshops angeboten etwa dazu, wie wir auf Stalking reagieren sollten. Neben dem Aufzeigen von Handlungsoptionen für jede und jeden Einzelnen hilt Sarah T. Roberts einen Vortrag zur Praxis der Commercial Content Moderation halten und Rikke Frank Jørgensen zur Rolle der Plattformen für die Einhaltung der Menschenrechte.
Bildnachweis: K-Screen Shots (CC BY 2.0)