Die pubertäre Gesellschaft und das Netz
Kurzthese:
Beschreibung:
Mit der Gesellschaft stimmt etwas nicht. Wir sind dauernervös, hysterisch, empfindlich, verunsichert. Die globalisierte Netz-Öffentlichkeit provoziert uns, zeigt uns Widersprüche auf, lässt uns gegenseitig in unsere Köpfe schauen. Das tut weh. Wenn alte Sicherheiten erodieren, wenn Geschäftsmodelle und Hierarchien und Institutionen und Überzeugungen von heute auf morgen fallen, bleiben wir ohne Halt zurück. Kurz: Alles wird anders und maximal verwirrend. Wir kennen das. Wir alle haben das schon einmal erlebt. Man nennt es: Pubertät. Und genau die erleben wir als Gesellschaft momentan.
Der Unschuld des kindischen Mittelalters folgte mit der Aufklärung und der Moderne die Entzauberung der Welt. Nun ist die Postmoderne als Zeitalter der Orientierungslosigkeit endgültig in unserer kollektiven Psyche angekommen. Wir leiden an der eigenen Reife, der manischen Beschäftigung mit dem eigenen unfertigen Selbst. Denn ob es uns gefällt oder nicht: Wie Pickel sprießen Skandale, Shitstorms und spontane Verwerfungen auf dem vermeintlich reinen Gesicht der Gesellschaft. Wie Haarbüschel wuchern neue Kulturen, Geschäftsmodelle, Haltungen an sichtbaren wie unsichtbaren Stellen. Und dabei wird jeder einzelne von uns potent, geschlechtsreif, in nie geahntem Maße mächtig.
Was bedeutet das? Was tun mit dieser Potenz? Wie kommen wir da raus? Was wartet auf uns, wenn wir reif sind? Und was hilft das Netz?