Das Satire-Kalifat schlägt zurück

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The Datteltäter on stage

Sie haben das Satire-Kalifat ausgerufen: Das Kollektiv "Datteltäter" übt in seinen YouTube-Clips Gesellschaftskritik und erntet dafür auch viel Hass im Netz. An Tag 2 rütteln sie das Publikum mit ihrem Talk "Datteltäter: Das islamische Empörium" im Themen-Track #Hatespeech auf und lassen niemanden aus.

Der Säbel glänzt im Bühnenlicht. Der junge Mann in Militärweste, offensichtlich IS-Anhänger, holt schon zum Schlag aus. Da wimmert sein Opfer am Boden: "Warum tust du das?" Der Angreifer hält inne und sagt dann: "Ich bin schon so indoktriniert, dass ich mich nicht mehr objektiv selbst reflektieren kann."

Mit Vorführungen wie diesen will die Gruppe "Datteltäter" das Satire-Kalifat ausrufen. Ihr Thema sind Stereotype über Muslime, für ihre Gesellschaftskritik nutzen die vier Berliner und eine Bielefelderin ihren YouTube-Channel. Es geht um den Alltag als Muslim, um Islamkritiker und die Flüchtlingssituation. Dafür ernten die "Datteltäter" auch viel Hass im Netz: Manchmal stehen unter ihren Videos Kommentare wie "Kopftuchschlampe" und "Primat, nimm dir einen Strick". Das gesammelte böseste Feedback nutzten sie wiederum für ein Video.

Auf der anderen Seite wollen die "Datteltäter" aber die auch Heuchelei im Umgang mit Flüchtlingen entlarven. Etwa im Clip "#RefugeesVeryWelcome?". Da sieht man zwei geschniegelte Typen im Park, die sich selbstherrlich über ihre Heldentaten unterhalten: Der eine hat ein Refugees-Welcome-Shirt getragen, der andere einen Artikel über Migration geteilt. Dass ein Flüchtling dabei verzweifelt an ihren Hosen zieht, ist den beiden egal.

Der Clip soll ZuschauerInnen dazu anregen, das eigene Verhalten zu hinterfragen, sagt Fiete, einer der Datteltäter. "Es lag uns sehr am Herzen, uns nicht über Helfer lustig zu machen." Der Tenor: Flüchtlingen hilft man aus Imagegründen, um seinen eigenen Twitter-Auftritt aktuell zu halten und sich einen humanistischen Anstrich zu geben. Und so sehr, wie die "Datteltäter" das Schubladendenken verdammen, arbeiten sie selbst teils mit Stereotypen und moralisierenden Statements. "Menschen brauchen Verständnis, fernab von Hashtags."

Foto: re:publica/Jan Zappner (CC BY 2.0)

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