In der Modeindustrie gibt es eingespielte Zyklen: Wir sollen Kleidung kaufen, tragen und irgendwann wegwerfen, um neue zu kaufen. Muss das so bleiben? Auf der Subkonferenz #FASHIONTECH Berlin an Tag 3 im labore:tory beschäftigten sich die Talks "How to close the loop – A discussion about the circular fashion industry" und "Digital Fashion Transformation" mit dem Thema.
In der Diskussion "How to close the loop" stellten sich die drei Designerinnen Annette Kreis, Rebeca Duque Estrada und Mayya Saliba vor. Sie begreifen Mode als ein geschlossenes Konzept, das nicht bei der Produktion anfängt und beim Verkauf aufhört, sondern deutlich mehr Schritte berücksichtigt: Design und Beschaffung von Materialien, Produktion, Transport und Lagerung, Marketing und Vertrieb — und das nicht ohne die BenutzerIn einzuschließen, in Form von Wiederverwendung, Reparatur und Redesign und schließlich die Verwertung oder Entsorgung des Materials.
Für DesignerInnen, deren Arbeit sich bisher vor allem zwischen Zeichnen und Schneidern bewegte, ist gerade der Recycling-Gedanke ein völlig neuer, mitunter befremdlicher Ansatz. "Es ist schon seltsam", befand die belgisch-libanesische Designerin Mayya Saliba, "wenn ich vor dem Entwurf eines Kleidungsstücks schon über dessen Tod nachdenken muss."
Im darauffolgenden Vortrag "Digital Fashion Transformation" stellte der Unternehmer Gabriel Platt im labore:tory den Gegenentwurf des ganzheitlich gedachten Kreisentwurfs von Mode vor: Punktuelle, auf Internet-Hypes spezialisierte Mode. Platts Label Phoebe Heess entstand aus einem Modegenre, das zunächst nur im Internet existierte: Die Facebookseite "Health Goth" vereinte in manipulierten Fotos schwarze, synthetische Kleidung und technische Gadgets. Platt wollte diese Ideen nun in die reale Welt transferieren und als tatsächliche Kollektion auf den Markt bringen.
Was ihm auch gelang: Er entwarf etwa das "Electric Self-Defense-Jacket" von Phoebe Heess. Eine Weste, die, sollte ihre TrägerIn überfallen werden, schlägt die AngreiferIn mit Elektroschocks in die Flucht. Ein anderes Kleidungsstück entstand, als Gabriel Platt das Meme und Addams-Family-Zitat "I’ll stop wearing black if they make something darker than black" aufgriff und tatsächlich etwas machte, das dunkler als schwarz was. Das T-Shirt "Viperblack" wurde mittels Crowdfunding finanziert und absorbiert 40 Prozent mehr Licht als herkömmliche schwarze Kleidung.
Foto: re:publica/Jan Michalko (CC BY 2.0)