Viel Lärm um Graugänse

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A vey frank Gunther Dueck

Die Ahnungslosigkeit ist ein großes Problem in unserer Zeit. An Tag 2 auf der Hauptbühne erklärt Gunther Dueck die "Cargo-Kulte" und hat auch gleich eine Lösung parat.

Den Cargo-Kult muss er seinen vielen ZuhörerInnen erstmal erklären. Der Begriff entstand so: In Melanesien bauten Soldaten Landebahnen und einen Tower. Dann stiegen sie hinauf und beteten, damit ihre Ahnen ihnen Essen schickten. Diese Ahnen waren sehr mächtig, sie kamen in der Tat per Flugzeug und versorgten die Betenden. Das hatten die Melanesier im Zweiten Weltkrieg beobachtet – und es nachgemacht. Tower bauen, beten, auf die Ahnen warten. Das ist ein Cargo-Kult: Richtig beobachten, es nachahmen – aber das grundlegende Prinzip nicht verstehen.

Gunther Dueck sieht das auch auf der re:publica TEN. Viele bauen große Tower und hoffen auf den Durchbruch: "Da nimmt man in Berlin so 'nen Klotz, also 'ne alte Fabrik, und denkt, das wird dann Google." Was Dueck damit meint: Auch wer zur re:publica geht, sollte wissen, worauf er sich einlässt. Über die Zukunft nachzudenken sei wichtig, sagt er, aber man müsse das auch ernsthaft angehen.

Ein anderes Beispiel: Wie will ich die Welt in drei Jahren haben? Diese Frage stelle keiner. Für die Antwort müsste man sicher ja arbeiten. Lieber stelle man die Frage, was uns in 30 Jahren erwarte. Dueck verschont in seinem launigen Vortrag niemanden. Kickoffs? Sind wie Graugänse. Die Gänse werden von Bauern als Wächter gegen Füchse eingesetzt, weil sie Lärm machen, wenn der Fuchs kommt. Problem: Wenn lange Zeit kein Fuchs da war, dann machen sie auch Lärm. Dueck erzählt das, um auf Kickoffs zu kommen, wo zunächst auch viel Lärm gemacht wird. Und das Ergebnis: nichts oder so gut wie nichts. “Also macht man halt 'n neues Logo." Zum Schluss gibt er den TeilnehmerInnen noch einen Ratschlag auf den Weg: Sich wirklich mit den Dingen auseinandersetzen, nicht nur zu schwallen – aber das ist harte Arbeit, warnt er.

Foto: re:publica/Gregor Fischer (CC BY 2.0)

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