Das Disruptions-Potential von FinTech und Blockchain

finletter_gastbeitrag.jpg

It's not all about Bitcoin

Unser Medienpartner finletter stellt den re:publica-Thementrack FinTech vor und erklärt, was es damit auf sich hat.

Die Digitalisierung rüttelt den Bankensektor wach: Neue Player fordern die alten Hasen heraus, Startups mit hip klingenden Namen werfen ein Produkt nach dem nächsten auf den Markt, alte regulatorische Grundsätze stehen zur Disposition, die EU diskutiert über neue Regeln für einen sich verändernden Markt.

Dass es mit FinTech (kurz für Financial Technology) sogar einen eigenen Begriff für dieses spannende Spielfeld gibt, schürt eine gewisse Hoffnung. Doch vieles läuft in diesem Digitalisierungsprozess ähnlich schief wie einst in der Musik- oder Medienbranche mit ihren vielen verpassten Chancen: Die meisten klassischen Marktteilnehmer üben sich in Besitzstandswahrung oder versuchen, ein digitales Gerüst über dieselben alten Produkte zu stülpen.

Und der Denkzettel ist nicht weit entfernt: 30 Prozent der Jobs im europäischen und US-amerikanischen Bankensektor werden laut einer Marktprognose der Citigroup in den nächsten zehn Jahren gestrichen. Im verwandten Versicherungssektor werden es McKinsey zufolge 25 Prozent sein. Klar, dass nicht alle wegfallenden Jobs durch den FinTech- und InsureTech-Sektor aufgefangen werden können, den maßgeblich viele kleine Player bestimmen.

Wie gut, dass gleichzeitig eine neue Technologie alten wie neuen Akteuren der Finanzbranche Hoffnung gibt: die Blockchain, eine Art dezentrale Datenbank-Technologie. Sie hat bislang vor allem Bitcoin hervorgebracht, die geliebte wie gefürchtete Cryptowährung. Ihr eifern auch die Großen nach: Goldman Sachs beispielsweise hat kürzlich ein Patent auf ihre eigene Cryptowährung, basierend auf der Blockchain-Technologie, angemeldet. Wer in das Feld hineinschnuppern will, dem sei der Workshop "The blockchain: a crash course and challenging consensus" von Jaya Klara Brekke und Elias Haase empfohlen, in dem nach einer Einführung die Vorteile und Gefahren diskutiert werden. Wer nun gleich selbst Hand anlegen möchte und mit einer digitalen Geldbörse Bitcoins ausgeben, der ist beim Anwender-Workshop "FREE BITCOINS!!1! click here!" von Friedemann Brenneis, Christian Rotzoll und Annalena Kurth genau richtig aufgehoben.

Euphoristen sagen, die Blockchain (auch Distributed Ledger genannt) sei so bahnbrechend wie die Erfindung des Internets und habe enormes demokratisches Potential. Bitcoin war lediglich der erste und bislang bekannteste Anwendungsfall. Vom nachbarschaftlichen Rasenmäherverleih bis zum dezentralen Grundbuch für Grundstücke sind unzählige weitere Szenarien denkbar. Das tiefergehend strukturelle Änderungspotenzial für die Gesellschaft behandelt Shermin Voshmgir mit "Blockchain, Smart Contracts & The Future of Democracy": Geld ohne Banken? Firmen ohne Manager? Regierungen ohne Politiker? Schöne neue Welt!

Und so steckt in der Blockchain eben auch ein großes Potential für Banken, bürokratische Strukturen aufzubrechen. Die Technologie würde es ermöglichen, die Verwaltung zu dezentralisieren und transparenter zu machen – und Banken dadurch viel Geld sparen. Kein Wunder, dass derzeit so ziemlich jede große Bank mit der Blockchain experimentiert.

FinTech deckt aber längst weitere Bereiche ab: So etwa interessante Möglichkeiten mit Hilfe von Datenerhebungen bei Crowdfunding. In Jermain Kaminskis Session "Using Crowdfunding Data to Predict Venture Capital Investments and City Innovation" geht es darum, welche interessanten Aufschlüsse die Auswertung der NutzerInnen-Unterstützung auf Crowdfunding-Plattformen geben kann. So lassen sich nicht nur kommende Innovationen ausmachen, auch kann man etwa Aussagen über die Kreativität in einer Stadt machen.

Zu allen weiteren Sessions rund um das Thema FinTech erfahrt ihr mehr auf unserer Track-Seite.

Bildnachweis: BTC Keychain (CC BY 2.0)

Tags: