In der Tech-Szene gibt es die Tendenz, Erfolge schon zu feiern, bevor sie sich überhaupt in der Praxis bewiesen haben. Es ist die Neuartigkeit und ihre bis dahin ungeahnten Möglichkeiten, die die Menschen in ihren Bann zieht und nicht unbedingt die Frage: Was machen wir eigentlich damit?

Für Jeff Kowalski, CTO von Autodesk, steht die Form nie über der Funktion. Autodesk ist eine amerikanische Firma, die sich auf 3D-Design, -Technik und -Entertainment spezialisiert hat. Auf einer 3D-Printing-Veranstaltung in Oktober 2014 scheute sich Jeff nicht vor der Kritik, dass die 3D-Drucktechnologien von heute ziemlich miserabel seien. In seinen Worten: “(it) kind of sucks right now“, doch dabei beließ er es nicht. Er erklärte, wie Autodesk versucht, das 3D-Printing zu verbessern, etwa durch dessen offene 3D-Druckplatform Spark und den Ember 3D-Drucker.

In einem Interview sagte Jeff, dass es in der Qualitätsevaluierung einer Innovation wichtig sei, eine Balance zwischen drei großen Ideen zu suchen: Machbarkeit, Wunschdenken und Tragfähigkeit. Deshalb ist es verständlich, dass Jeff kritisch gegenüber auffallenden Technologien, die aber nicht richtig funktionieren, eingestellt ist. Innovation nur um der Innovation willen ist nicht gut genug und deshalb konzentriert sich Autodesk auf praktische Technologien, die Arbeitsabläufe und Produktionsprozesse verbessern.

Der Fokus auf Software zum Entwerfen und dem Design von physischen Objekten und von Prozessen verschmälert den Abstand zwischen der digitalen und der physischen Welt. Bis vor Kurzem haben viele diese zwei Welten unabhängig voneinander betrachtet: es gibt die “Cloud” und es gibt die physische, “echte” Welt. Einige Erfindungen in den Bereichen generatives Design und Robotertechnik, die unter Jeff bei Autodesk entstanden sind, zeigen, dass sich der digitale und der physische Raum längst aneinander angenähert haben.

Jeff sieht diese Schnittstelle als Wendepunkt für unsere Gesellschaft, ähnlich wie die Landwirtschaft und die industrielle Revolution unsere Prozesse für immer verändert haben. Was den Aufstieg etwa von künstlicher Intelligenz oder Bio-/Nanotechnologie für unsere Zukunft bedeutet, das wird Jeff unter anderem in seiner Keynote auf der diesjährigen re:publica TEN präsentieren.

Bildernachweis: Jeff Kowalski/Autodesk