#rpTEN-Speaker Randall Munroe: Der Dinge-Erklärer

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One of Randall Munroe's funny comics

Randall Munroe ist Physiker, ein wandelndes Lexikon der Naturkatastrophen, weiß alles über Velociraptoren und schafft den Zauberwürfel in einer Minute. Diese Qualitäten hätte er wohl kaum entwickeln können, wenn sein Vertrag am Robotik-Forschungszentrum der NASA vor einigen Jahren verlängert worden wäre. Wurde er nicht. Stattdessen kommt er nun auf die re:publica TEN – und bringt nur einen Stift mit.

Randall Munroe ist vor allem nämlich auch: der Mann hinter xkcd. In Python, Mathematica, R und TeX (alle NaturwissenschaftlerInnen und IngenieurInnen sagen: "Whoop whoop!") sind Skripte implementiert, deren Graphenfunktion stark an Comicbilder erinnert. Von diesen Graphenfunktionen hatte Randall noch ein paar in alten Mappen. Er digitalisierte sie und was zunächst Zufallsprodukt war, wurde mit der Zeit eine feste Größe der Wissenschaftskommunikation online: "xkcd – Webcomics zu Romantik, Sarkasmus, Mathematik und Sprache" (siehe Illustrationen im Text). Das einzige, was auf der Website keine Bedeutung hat, ist vermutlich das Akronym xkcd selbst – ohne die Comics wäre die Welt noch ein bisschen unerklärlicher. Proto-GIFs, die lustig sind ­– wenn man sie verstanden hat. Und die zumindest lustig aussehen, bis man diese Schwelle übertreten hat. Akkumuliert illustrieren sie via Strichmännchenballett in einem bis mehreren Quadraten und mit einer Metaebene aus Tweaks überlagert (außer unter Firefox-Versionen bis 3.0!) Wissenschaftstheoreme oder reine Popkultur.

Selbstportrait; Copyright: Randall Munroe

Munroe baut einen Zugang zu dunkler Materie wie es sonst nur die "Sendung mit der Maus" schafft. Vielleicht zeigt sich hier einer der Gipfel einer Diskussion, die sich vor kurzem auf Twitter zu Datenvisualisierungen abspielte. Schützenhilfe für das Verstehen von Akademikerhumor liefert darüber hinaus ein ganzes x-plain-Wiki.

Randalls Oeuvre wächst stetig. Wenn wir uns manchmal nächtelang mit Fragen wälzen und denken: "Wie lange würde es dauern, bis wir merken, dass sich der Erdumfang verändert? Oder was wäre, wenn der gesamte Niederschlag in einem – quasi omnidirektionalen – Überschall-Regentropfen fiele?" Seit einigen Jahren kann sie jeder und jede an Randall Munroe für sein Archiv "WHAT IF" schicken. Das ist moderner Alchimismus: Der Zeichner nimmt die Ängste seiner Leser auf und verwandelt sie mit wissenschaftlichem Furor in Seelenfrieden aus fünf Strichen.

Ganz frisch ist von Randall Munroe auf Deutsch erschienen: "Der Dinge-Erklärer – Komplizierte Sachen in einfachen Worten". Es ist ein Meisterwerk der Ontologie, als Mischung aus Wimmelbuch, "Was ist was?" und Infografik: Sternbilder, Ökosysteme, Raketenantrieb, Auto-oder Flugzeugmotoren und vieles mehr. Munroe erklärt all das nur unter Verwendung der 1000 häufigsten Wörter. Das liest sich manchmal bescheuert – wenn der Aufzug zum Hochziehzimmer wird –  aber macht großen Spaß.

Auf die re:publica TEN gehört xkcd nicht nur deshalb unbedingt: Er ist gelebte Digitalkultur! Mehrfach haben Fans Webcomics in die Realität übertragen. Dazu gehören auch Freundes des Hauses re:publica, wie etwa Cory Doctorow und Richard Stallman. So wurde entsprechend der Szene von xkcd Nr. 225 Richard Stallman ein Katana zugesandt und Stallman während eines Vortrages von als Ninjas verkleideten Studenten umzingelt.

Nr. 225 und Richard Stallmann mit Ninjas; Copyright: Randall Munroe

Völlig zu Recht hat die Internationale Astronomische Union kürzlich einen Asteroiden nach Randall benannt: Asteroid "4942 Munroe" ist groß genug, auf einem Planeten wie der Erde alles Leben auszulöschen, falls es zur Kollision käme. Wir hoffen, dass die Kollision mit unserem Festival vor allem zu gefestigten Synapsenverbindungen führt. Be there or be square!

@xkcdComic

Copyright: Randall Munroe

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