Medizinische Wearables – Schöne Vision einer gesunden Zukunft oder der nächste Schritt in die Komplettüberwachung?

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re:publica 2015

Kurzthese: 

Das wird also die Zukunft der Medizin, unternehmen wir doch eine kleine Zeitreise von den Gesundheitstools, die jetzt verfügbar sind zu dem was im Jahr 2030 sein wird. Tragbare Gesundheitstools – Wearables sollen uns helfen noch gesünder zu bleiben. Um zu verstehen, was wir Gesunde, Patienten_innen und Ärzte_innen mit diesen Systemen können und wie können wir Teilnehmer des Gesundheitswesens diese Entwicklung aktiv mit gestalten?

Beschreibung: 

Auf der medizinisch zertifizierten Ebene existieren eine Reihe von sinnvollen Systemen, die Patienten_innen helfen. Seien es autonom gesteuerte Insulinpumpen für Diabetiker, Herzfrequenzmonitore und Stimulatoren für chronisch Herzkranke, Sensorpflaster, die durch elektrische Stimulation Schmerzen behandeln, tragbare Systeme zur Behandlung von Epilepsien, alle Systeme basieren auf immer feineren Sensoren, die für den Träger unmerklich in Kleidung eingewoben, die gesicherte medizinische Daten erheben und diese in einem professionellen Umfeld speichern und interpretieren können.

Auf der Konsumentenseite, also die der medizinischen Laien verstehen wir unter tragbaren medizinischen Geräten Systeme, die spezielle Funktionalitäten wie Pulsmessung, Körpertemperatur, Hautleitfähigkeit, Gewicht und ähnliche Funktionen in Uhren oder Smartphones mit eingebaut haben. Was passiert jedoch mit den erhobenen Daten, der zum großen Teil ja für den nichtmedizinischen Markt erstellten Systeme. Stellen wir die unseren Ärzten zur Verfügung? Haben Ärzte_innen wirklich Angst vor gut informierten, sich selbst vermessenden, mit denkenden Patienten_innen? Sollen unsere Ärzte_innen und Krankenversicherungen uns überhaupt so nah kommen, dass unser Gesundheitsverhalten auch schon vor dem Beginn einer Erkrankung nahtlos aufgezeichnet wird?  

Die Zweischneidigkeit des unreflektierten und unregulierten Einsatzes dieser Messsysteme lässt sich an der raschen Verbreitung von sogenannten "Fitness-Apps" belegen. Diese gaukeln den Anwender_innen einen gesünderen Lebensstil vor, instrumentalisieren die Nutzer_innen aber vor allem für Marketingzwecke. Und sie stimulieren die ungeschützte Freigabe dieser Informationen in sozialen Netzwerken. Die Anwender_innen werden auf diese Weise korrumpiert, einen der intimsten Lebensbereiche – Gesundheitsverhalten – durch Preisgabe Ihres Lebensstils in die Öffentlichkeit zu tragen. Die nächste Stufe dieser Anwendungen wird von privaten Anbietern geführte elektronische Patientenakten anbieten, durch die im schlimmsten Falle auch hochsensible medizinische Daten in unbefugte Hände gelangen können.

STG-10
Donnerstag, 7. Mai 2015 - 17:30 bis 18:00
Deutsch
Vortrag
Beginner

Speakers

Head of eLearning and medical didactics Charité Universitätsmedizin Berlin
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