Zukunftsstadt – Was macht eine Stadt lebenswert?

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Organizers of the Workshop "2030 –Living and working in the village of the future"; credit: re:publica/Jan Zappner (CC BY-SA 2.0)

Die Neubetrachtung der Stadt aus so unterschiedlichen und doch untrennbar miteinander verbundenen Blickwinkeln, wie technologische und raumplanerische Grundlagen, Partizipationsformen, (künstlerische) Interventionen und klassische ästhetischer Architekturtheorien – darum ging es auf der Subkonferenz "City of the Future" in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftsjahr 2015.

Innovation, Kommunikationsprozesse, Dialog und Kunst im Öffentlichen Raum waren Themen, die sich als Leitfaden durch den Track zogen: Die Konferenz versammelte Expertinnen und Experten aus der ganzen Welt, um ihre Vision einer lebenswerten Zukunftsstadt zu entwerfen.

Eröffnet wurde die Subkonferenz von Stefan Müller, dem Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Er fragte: "Was macht Städte lebenswert und welche Rolle spielen dabei digitale Entwicklungen sowie Aspekte der Nachhaltigkeit?" Antworten aus dem Bereich der interventiven Stadtraumnutzung stellte der Architekt Jan Liesegang von raumlabor Berlin vor. Das interdisziplinär arbeitende Kollektiv kennt die Herausforderungen an die Architektur, an den Städtebau und an die Gestaltung des öffentlichen Raumes aus der alltäglichen Praxis.

Jan Liesegang von raumlabor über interventive Stadtraumnutzung; Credit: re:publica/Jan Zappner (CC BY-SA 2.0).

Auf der Subkonferenz wurden zudem weitere Ideen für die Stadt von morgen präsentiert: Aus über 100 Bewerbungen haben insgesamt 25 Beiträge von Stadtplanern, Soziologen, bildenden Künstlern, Softwareentwicklern und Naturwissenschaftlern überzeugt. Diese stellten ihre Projekte, Werkzeuge und Kunstwerke für eine nachhaltige Zukunftsstadt zur Debatte, von Mesh-Netzwerken wie Aram Bartholls Arbeit "Deaddrops" bis zu Anleitungen für die kreative Leerstandsbesetzung von Alex Rühle, Tracking-Projekten für die städtische Infrastruktur oder dem aktionsbasierten Workshop "2030 – Living and working in the village of the future", der anhand von Design Thinking Ideen entwickelte wie individuelle Lebensentwürfe im Dorf der Zukunft aussehen könnten.

Theoretisch unterfüttert wurden die Entwürfe durch Vorträge aus Wissenschaft und Praxis. Unter anderem sprach der Österreicher Günter Zamp Kelp zu den Restanteilen der Utopie in der Gegenwart. Das Mitglied im Kollektiv Haus-Rucker-Co gab Einblick in die Ansätze evolutionär denkender Architekten und Stadtplaner (unser Portrait noch einmal hier).

Günter Zamp Kelp, Gründungsmitglied des Kollektivs "Haus-Rucker-Co" bei seinem Vortrag; Credit: re:publica/Jan Zappner (CC BY-SA 2.0).

In seinem Talk "Senseable Cities" sprach Carlo Ratti vom MIT Sensable City Lab darüber, wie Städte und urbanes Leben aussehen können, wenn sie immer interaktiver werden, mehr Daten durch die Stadt wandern und wofür diese Datenberge sinnvoll genutzt werden können.

"Wie wollen wir leben und wie viel Wohnraum brauchen wir?" Dieser Fragestellung geht der Hamburger Architekt Van Bo Le-Mentzel nach. Er präsentierte sein Design für "Ein-Quadratmeter-Häuser" sowie die "Tiny House"-Bewegung, die Probleme wie Mietpreissteigerung und Mangel an Wohnraum angehen kann. Die internationale Perspektive brachte – in Zusammenarbeit mit dem Innovationsnetzwerk GIG – der Architekt Alfredo Brillembourg vom Urban Think Tank ein. Er diskutierte mit afrikanischen und südamerikanischen Wissenschaftlern und Hub-Managern darüber, wie das Know-how aus der Bevölkerung dazu beiträgt, Städte besser zu organisieren und zu beleben.

Bürgerbeteiligung stand auch bei "Hack your City" im Mittelpunkt, ein Projekt von Julia Kloiber, Fiona Krakenbürger, Torsten Witt und Thomas Bartoschek. Torsten Witt von Wissenschaft im Dialog (WiD) erläuterte, wie "Citizen Science Communities" aus Wissenschaftlern, Stadtentwicklern und interessierten Bürgern digitale und analoge Lösungen für Probleme in Städten entwickeln. Auf den "Hackdays" in Berlin, Karlsruhe, Dresden und Dortmund entstehen erste Prototypen und Ideen im Rahmen des Wissenschaftsjahrs 2015.

Julia Kloiber beim "Hack Your City" Vortrag; Credit: re:publica/Gregor Fischer (CC BY-SA 2.0).

Die Lightning Talks setzten verschiedene Impulse rund um das Thema "Zukunftsstadt" und zeigten, wo Bürgerengagement und kreative Ideen sich schon ausgezahlt haben, etwa wenn ehemalige Werbetafeln zu Kunstträgern werden oder präsentierten neuen Ideen wie die Aufforderung zu einer Ernährungssystemplanung.

Der Entwurf einer Zukunftsstadt ist nicht nur in der Skizze gelungen – es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Projekte umgesetzt werden, beziehungsweise weiterhin gefördert! Alle Videoaufzeichnungen zu den Talks gibt es in unserer YouTube Playliste hier.

Bildnachweis ganz oben: re:publica/Jan Zappner (CC BY-SA 2.0)

 

Das Wissenschaftsjahr 2015 steht im Zeichen der Zukunftsstadt, denn Städte sind Orte der Innovation. Mit einem wissenschaftlichen Rahmenprogramm sowie begleitenden Veranstaltungen zeigt die Initiative, wie Forschung und Zivilgesellschaft eine nachhaltige Entwicklung ermöglichen und fördern den Austausch mit der Öffentlichkeit. Ausgerichtet werden die Wissenschaftsjahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Die re:publica ist einer der Partner und erkundet innerhalb der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Subkonferenz die Zukunft der Städte an der Schnittstelle von Technologie, Gesellschaft und Nachhaltigkeit.

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