Krieg & Kunst

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Activist Ruth Daniels

Warum es wichtig ist, in Krisenzeiten nicht nur an die Grundbedürfnisse zu denken, sondern auch an die Kreativität, erklärt die britische Aktivistin Ruth Daniel in ihrer Session "Art: What is it good for?".

Was sind grundlegende Bedürfnisse? Um diese Frage ging es Ruth Daniel zuerst einmal. Als sie die ZuhörerInnen nach Nahrung, Wasser und einer Unterkunft fragt, gehen fast alle Hände nach oben. Kunst? Nur noch ein paar Hände sind zu sehen. "Musik und Kreativität sind lebenswichtig“, hält Ruth Daniel dagegen. Aufgewachsen in Burnley, einer Kleinstadt bei Manchester, fand sie früh zur Musik. Sie erhielt mit zehn Jahren eine Gitarre, hatte später einen Plattenvertrag. Ruth gab Konzerte auf der ganzen Welt und sah, was Musik für das Leben von Menschen bedeuten kann.

Warum also nicht Kunst in die Kriegsgebiete der Welt bringen? Hilfsorganisationen lachten sie nur aus. Und doch tritt es überall zu Tage: Kunst zeigt Menschen Alternativen zum Status Quo auf. Als Beispiel nennt Daniel die Satiresendung “Sambesi News", die Simbabwe verändert habe. Früher gab es keine Satire, niemand habe offen über Politik gesprochen. Heute erreiche die Sendung über Streaming und DVDs bereits neun Millionen Menschen. Man spreche über Politik. Es gibt Festivals in der Hauptstadt, auf denen die “Sambesi News”-Show sogar live auftritt.

Als ein weiteres Beispiel ennt Ruth Daniel das kolumbianische Medellin – die Stadt von Pablo Escobar, einem der größten Drogenhändler aller Zeiten. Der Drogenkrieg tobt seit Jahrzehnten, Gangs kontrollieren die Stadt. Einige Jugendliche wollten eine Alternative dazu und entdeckten den Hip Hop für sich. Sie organisierten alte Kartons, auf denen sie Breakdance übten und orientierteten sich am Hip Hop aus den 1980er-Jahren, vor allem an der Rap-Gruppe Public Enemy. Heute gibt es über 2.500 Rapper in der Stadt. Die Musik ermöglicht der Stadt einen Aufwärtstrend. “Kunst kann Flucht sein. Sie ist aber auch politisch und gibt den Menschen Hoffnung”, erklärt Ruth Daniel.

Foto: re:publica/Gregor Fischer (CC BY 2.0)

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