Digitalisierung: Zwischen schöner neuer Freiheit und moderner Sklaverei

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The Hans-Böckler-Stiftung's topic at re:publica TEN

Ein weiterer externer Beitrag kommt von unserem Partner, der Hans-Böckler-Stiftung.

Themen und Begriffe von Gewerkschaftswelt und Netz-Community scheinen auf den ersten Blick weit auseinanderzuliegen. Aber in Wirklichkeit drehen sie sich um ähnliche Fragen, wenn es um die Arbeit der Zukunft geht. Die Hans-Böckler-Stiftung will daher auf dieser Plattform die richtigen Fragen zur Demokratie in der Wirtschaft stellen. Unter dem Motto "Weiterdenken. Mitgestalten. Mitbestimmung" lädt sie Teilnehmerinnen und TeilnehmerInnen der re:publica zu einer Zukunftsdebatte darüber ein, wie wir künftig leben und arbeiten wollen. Ziel ist es, gemeinsame Antworten zu entwickeln, damit wir auch in der digitalen Welt Augenhöhe zwischen ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen beziehungsweise Auftraggebern und AuftragnehmerInnen herstellen, um künftige Wirtschaft human, fair und nachhaltig zu gestalten.

Wir haben uns alle schnell an die Annehmlichkeiten digitaler Technologien gewöhnt. Über soziale Netzwerke pflegen wir Kontakte mit Freunden und Freundinnen und entwickeln neue politische Beteiligungsformen. Wir kaufen und buchen gerne online, GründerInnen und UnternehmerInnen entwickeln neue Geschäftsmodelle und Produkte und sie verkaufen diese weltweit; Unternehmen optimieren mittels Big-Data-Prozessen interne Abläufe, verbessern Dienstleistungen zum Wohle der KundInnen und machen schwere Arbeit humaner.

AuftragnehmerInnen suchen neue selbstbestimmte Arbeitsformen. Gerade die vielen Selbständigen im kreativen Berlin fühlen sich frei. Sie bestimmen Arbeitszeit- und Arbeitsort gerne selbst. Berlin ist in dieser Hinsicht ein interessanter Seismograph für künftige Entwicklungen. Dieser Seismograph erzählt uns auch eine weitere Geschichte: Dass viele Menschen, die diese neue Arbeitsformen für sich wählen, sehr wenig Geld verdienen. Warum? Die unternehmerischen Risiken werden sehr einseitig auf die AuftragnehmerInnen abgewälzt. Einseitige AGBs der ArbeitgeberInnen ersetzen den guten alten Arbeitsvertrag auf Augenhöhe. So entstehen nicht selten die modernen Sklaven von heute.

Und auch bei den mit Big Data verbundenen Risiken schauen wir oft nicht so genau hin, weil wir die enormen Wohlstandsgewinne der Digitalisierung nicht missen wollen. Aber wir sollten dies tun. Längst zeigen uns Überwachungspraktiken von Geheimdiensten und Unternehmen, was leider möglich ist: Ihnen ermöglichen die Fortschritte der Digitalisierung, uns zu überwachen, zu kontrollieren, zu steuern und zu selektieren – und das in einem nie dagewesenen Ausmaß. Diese Risiken berühren unsere Persönlichkeits- und Individualrechte, die unsere demokratische Verfassung festschreiben.

In zwei Diskussionsrunden beschäftigen wir uns von der Hans-Böckler-Stiftung vor allem mit den Auswirkungen von Crowdworking und Big Data auf Arbeit- wie Auftragnehmer: Mit Andrea Kocsis, stellvertretender Vorsitzende von ver.di (mit der Session "Big Data und Arbeitnehmer: Zwischen Selftracking Corporate Panopticon"), und Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall (ihre Session: "Crowdworking behind the screen – Clickworking & Labor Rights"), konnten wir zwei ausgewiesene Expertinnen zu den Themen Mitbestimmung und digitale Wirtschaft gewinnen. Und an unserem Stand B02 diskutieren wir mit Besucherinnen und Besuchern über diese Themen. Gerne könnt Ihr dort ganz konventionell eure Fragen stellen oder Kommentare für die Sessions abgeben.

Das Ganze funktioniert natürlich auch auf Twitter unter @ZukunftMB  beziehungweise #zukunftmitbestimmung. Wir freuen uns auf die Diskussion.

Bildnachweis: Hans-Böckler-Stiftung

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