#FASHIONTECH BERLIN Part II

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#FASHIONTECH Berlin was not only about talks, but also about making; credit: re:publica/Gregor Fischer (CC BY-SA 2.0)

Nach einem beeindruckenden Start auf der Berlin Fashion Week im Januar 2015, fand vom 5.-7. Mai 2015 die zweite Ausgabe der #FASHIONTECH BERLIN statt. Die Sub-Konferenz ist für Modelabel, DesignerInnen, TechnikerInnen, EinkäuferInnen und UnternehmerInnen gleichermaßen gedacht. Während das Fashion-Lab an allen drei Tagen der #rp15 geöffnet war – als Verbindungsstelle von Gadgets, Hacking und Fashion, sowie als Brücke zwischen Technik und Design – wurden am 5. Mai Talks und Panels zu verschiedensten Aspekten von Mode, Technik, Wearables und dem Internet der Dinge (IoT) präsentiert.

Neben den internationalen Modemesseen PREMIUM und SEEK, war auch das "Projekt Zukunft", eine Initiative der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Kooperationspartner der re:publica bzw. #FASHIONTECH BERLIN.

Anita Tillmann (CEO von PREMIUM und SEEK), Andreas Gebhard (CEO und Mitgründer der re:publica) und Tanja Mühlhans (Projekt Zukunft) bei der Eröffnung der #FASHIONTECH BERLIN; credit: re:publica/Gregor Fischer (CC BY-SA 2.0).

Einst ging es in der Mode vor allem darum, kontrastreiche Stoffe, Farben und Gewebe zu kombinieren, um einem Outfit Leben einzuhauchen. Heutzutage aber verändert das neue Zusammenspiel von Mode und Technik praktisch unser Alltagsleben. Einfach nur gut aussehen reicht eben nicht mehr in der Modebranche ‒ ein "fashion-forward" Ansatz heißt zunehmend auch, die Integration von geeigneten technologischen Lösungen mitzudenken.

Ob neuartige Wearables-Technologien, die Verwendung von Big Data, um dem richtigen Kunden das richtige Outfit anzupassen, oder Geschäfte, die ihre Kunden mit Bluetooth, iBeacons der interaktiven Displays locken – das alles ist Teil der bereits stattfindenden Fashion / Tech-Revolution und beeinflusst diesen Bereich enorm. Doch welche Anwedungsmöglicghkeiten gibt es tatsächlich? Welche innovativen Konzepte, wie etwa E-Textilien, werden sich durchsetzen? 

Hier setzt die #FASHIONTECH BERLIN an: sie hat es sich zum Ziel gesetzt diese Veränderungen im Bereich "Mode + Technik" aufzuzeigen. An drei Tagen konnten BesucherInnen unterschiedlichste Techniken ausprobieren: LEDs auf Kleidung aufnähen, 3D-Drucker testen, Designs für Wearable- oder IoT-Applikationen entwickeln, einen Pitch für eine Modezeitschrift entwickeln, oder alternative Finanzierungsmodelle für Fashion-Tech-Designs kennenlernen. Das #FT Lab hat unterschiedliche Workshops abgehalten und eine Ausstellung kuratiert, unter anderem mit zeitgenössischen Fotografielösungen von Fast Forward Imaging, der "illation jacket" von Teiimo, mit selbstgemachten LED-Jacken der Radfahrerkombo Trafopop, und 3D-Druck-Lösungen für den Desktop von Formlabs.

 Sara Bonami (Formlabs) zeigt den TeilnehmerInnen des #FT Labs, wie sich Kleinteile mit einem hochauflösenden 3D-Desktop-Drucker ausdrucken lassen; credit: Sara Dacci (CC BY-SA 2.0).

Eröffnet wurde die Sub-Konferenz am 5. Mai mit Julia Kümmels Talk "The Woven Internet". Kümmel arbeitet in der Berliner Designschmiede Making Things Happen und befasst sich vor allem mit Wearables-Elektronik und IoT. In ihrem Hauptjob bei Zalando, beschäftigt sie sich auch mit innovativem, prozessorientiertem Digitalmarketing. Ihr Talk diskutiert die Rolle des Internets für die Modewelt und, dass sich Technik auch diesem Bereich nicht ignorieren lässt. Wie können traditionelle Geschäftszweige neue Technologien in das eigene Ökosystem integrieren, ohne bis dahin erfolgreiche Abläufe damit zu gefährden? Kann die Integration von Technik und Textilien in Wearables und anderen Applikationen genutzt werden, um die Lebensqualität der Menschen allgemein zu verbessern? Und wenn ja, wie nähern wir uns dieser Aufgabe?

Julia Kümmel, Maker bei Making Things Happen, bespricht The Woven Internet; credit: Dorothea Tuch (CC BY-SA 2.0).

Auch Mode-Labels und DesignerInnen bemühen sich, digitale Lösungen, die ihre eigenen Produkte und Dienstleistungen ideal ergänzen, überhaupt zu identifizieren. KundenInnen wollen sich zunehmend beteiligen und etwa in co-creating-Prozessen Modeartikel und andere Produkte mit erzeugen, und die Modebranche selbst sieht sich verschwimmenden Jobprofilen und Zuständigkeiten ausgesetzt. Tobias Ulmer von WERBEWELT hat über die Bedeutung von Brand- und Imagepflege gesprochen, von der Art und Weise, in der Mode präsentiert wird und von Kampagnen, die auch das repräsentieren, was die KäuferInnen wollen. Ulmer betonte wie wichtig es ist, die eigenen KundenInnen zu identifizieren und kennenzulernen, und für verschiedene Plattformen wie Twitter, Facebook und Instagram individuelle Botschaften zu kreieren.

Tobias Ulmer, CEO von der WERBEWELT, präsentiert seine "Digitalen Strategien zur Zukunft von Mode und Technik" auf der #FASHIONTECH BERLIN Bühne 11; credit: Sara Dacci (CC BY-SA 2.0).

Zunehmend werden sich auch ModedesignerInnen immer stärker der Arbeitsbedingungen bewusst, unter denen ihre Produkte entstehen, und weiteren dazu gehörigen Design-Aspekten. Carina Bischof und Annett Borg haben den Workshop "Lets Start a Fashion Revolution" abgehalten, in dem sie die verschiedenen Prozesse der Textilproduktion hervorgehoben und die Auswirkungen von Problemen wie etwa Abfall oder soziale Ungleichheit diskutiert. Thorsten Deutrich von Global Dots hat sich in seinem Talk mit der Verbindung von Wearables, Big Data und Cloud-Speicherlösungen befasst. Er ist der Meinung, dass HerstellerInnen, die Wearable-Technologien entwickeln, auch mit berücksichtigen müssen, wie die Daten, die durch ihre Designs erzeugt werden, gespeichert und abgesichert werden.

Auch Fragen zur Unternehmensstruktur, Führungsstil und Produktzyklen haben heutzutage allesamt großen Einfluss auf den Geschäftserfolg. Berlin hat in den vergangenen Jahren einen rasanten Anstieg in technischen Innovationen und Start-Up-Kultur erlebt. Während Berlin anfängt, zunehmend auch in die kreative Infrastruktur zu investieren, wird es immer wichtiger, solche Innovationsprozesse zu durchschauen. Dr. Danny Krautz von Berlin Partner hat aus der regionalen Technologie-Förderung in Hinblick auf Materialforschung und Wearables berichtet. 

 Pietro Oluyede und Mirko Gaverini von RePulse; credit: Sara Dacci (CC BY-SA 2.0). 

Italien ist Heimat der weltweit berühmtesten ModedesignerInnen und Modelabels. Der Italienische Stil ist legendär und lässt die Konkurrenz stets blass aussehen angesichts dieser unübertroffenen Kreativität und Innovationsfreude. Wir haben uns daher gefreut, Pietro Oluyede, Mitbegründer von RePulse, aus Italien zu begrüßen, der über die Verbreitung von Fashion-Tech-Designlabors in Italien und über seine RePulse App gesprochen hat, die KundInnen hilft, made-to-order Kleidungsstücke selbst zu generieren.

Viele der heute verfügbaren Wearable-Anwendungen wurden zunächst für die Gesundheits-und Fitness-Branche konzipiert. Wie viele davon sehen auch noch schick aus, und verbergen noch andere Vorzüge für den TrägerInnen? Nicholas Caporusso, Gründer von INTACT, hat in seiner Session über "Making it Wearable for Good" über seine Leidenschaft für Wearables für Menschen mit Behinderungen gesprochen, die Komfort bringen ohne die Sichtbarkeit ihrer Behinderung zu erhöhen.

Wollt ihr noch mehr zum Thema hören? Das war erst der Anfang! Merkt euch schon den 8. Juli 2015 vor, wenn die #FASHIONTECH BERLIN neben dem PREMIUM-Gelände im Kühlhaus in die dritte Runde geht, wieder während der Berlin Fashion Week. 

 

Bildnachweis ganz oben: re:publica/Gregor Fischer (CC BY-SA 2.0)

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